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Deutsche Nachrichten 1946 Nr 42
vom 11. November 1946 |
Deutsche Nachrichten 1946 nr 42
fra 11. november 1946 |
Wochenschwatz von Jochen Spatz #1.
Luther und die Obrigkeit II von Hauptpastor W. Görnandt.
#14.
Was ich in Danzig sah 1) af Liesa Schley und Christel Pokriefka,
Aalborg
-- Ost Lager II. #22.
2) af Georg Drossel, Aalborg.
#27. Svar: #29.
Briefe an Ilse wegen Kahlbude. Elisabeth Selke, Aalborg. #36.
Über Preussen und Preussengeist. von Günther Thomas,
#40.
Antwort: #54. |
Ugens passiar.
Luther og øvrigheden II.
Hvad jeg så i Danzig
Brev til Ilse om Kahlbude
Om Prøjsen og prøjserånden. |
1 Wochenschwatz von Jochen Spatz |
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2
Liebe Landsleute! Was bringt die Zeitung? Immer das gleiche, nicht wahr?
Bevin redet, Byrnes redet, Molotow redet ... Attlee hat gesagt, Stalen
hat gesagt, Truman hat gesagt ...
Sie reden und reden. Man zuckt die Achseln.
Was kommt schon dabei heraus?
Gemach, liebe Freunde. Lasst uns
vorsichtig sein mit den Achselzucken. An den Entscheidungen der Staatsmänner
hängt das Schicksal von 2000 Millionen Erdbewohnern, das Schicksal
der ganzen Menschheit, von der die Mehrzahl seit Jahren gelitten hat und
noch immer leidet. |
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3 Das
kümmert uns nicht? Wir leiden am meisten? Nun wohl. Wir leiden --
vielleicht nicht am meisten, wenn ich an China und an die Judenheit denke
-- doch zugegeben: Wir Deutschen leiden schwer.
Und doch gibt es keinen Weg für
uns, als sich in Geduld zu fassen. Bei der Grösse der Aufgabe, die
von den Leitern der Siegerstaaten zu leisten ist, kommt es vor allem darauf
an, dass Klarheit geschaffen wird, dass man sich gründlich ausspricht,
ehe man zu Beschlüssen kommt. |
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4 Das
hat seine Schwierigkeiten. Wir müssen gerecht sein. Die Bitterkeit
der Beteiligten ist gross. Man hat in den Jahren vor dem Kriege gegen den
Totalismus zuviel hinunterschlucken müssen -- um des lieben Friedens
willen. Alle Staaten haben mit den Usurpatoren der totalitären Mächte
verhandelt, haben Verträge mit ihnen geschlossen, haben sich vor Hitler
und seine gleichen gedemütigt -- zwecklos gedemütigt, wie sich
zeigte. |
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5 Wer diese
Tatsache leicht nimmt, der man an den Überfall Japans auf China denken,
der zu einer Zeit erfolgte, als beide Völker noch gleichberechtigt
im Völkerbund sassen. Zähneknirschend oder auch händereihend,
je nach ihrer geistige Einstellung, haben die Mitglieder des machtlosen
Völkerbundes diesen Rechtsbruch geschehen lassen. Schritt für
Schritt sind die Staaten vor den Friedensstörern zurückgewichen.
Denkt an den Mord, den das faschistische Italien an Abessinien verübte,
vor dem gleichen Forum, auf offener Bühne. |
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6 Den
widerrechtlichen Einmarsch ins Rheinland, die Einführung der Wehrpflicht
in Deutschland, die Besetzung Österreichs, alles haben die Völkerbundsmächte
wider bessere Einsicht schlucken müssen. |
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7
Und dann die Verträge: Zehnjähriger Nichtangriffspakt Polen-Deutschland.
Das Münchener Abkommen, bei dem die Tschechoslowakei so schmählich
unter den rasenden Schlitten des Führers kam, der "Freundschaftspakt"
Russland-Deutschland, der "Nichtangriffspakt", den Ribbentrop im Namen
des Führers dem wehrlosen dänischen Volke aufdrängte --
alles waren vom Totalismus erzwungene Abmachungen, bei denen keiner der
jeweiligen Partner sich auch nur eine Minute lang wohlgefühlt hat,
und die doch jeder hinnehmen musste, um seine Haut solange wie möglich
zu retten. |
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8 Solange
wie möglich. Alle Völker wussten, jeder Vertrag war nur eine
Galgenfrist. Und doch mussten jedes tun als ob. So etwas tut weh und hängt
lange nach.
Den plötzlich war alle Vorsicht,
waren alle Demütigungen vergeblich. Aller Ausweichpolitik zum Trotz
wurde die Welt von den totalitären Kräften in das Unglück
des Krieges gestürzt, den sie um jeden Preis hatte vermeiden wollen. |
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9 Kann
es da Wunder nehmen, dass sich die Völker betrogen fühlen? Ihr
Reichtum ist hin, ihre Länder sind grossenteils zerstört. Nicht
nur die Angreifer sind am Kriege elend und arm geworden. Wer will es den
Angegriffenen und Überfallenen verübeln, dass sie sich in Zukunft
vor ähnlichen Dingen sichern wollen, soweit das nur menschenmöglich
ist. |
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10 So wird
das viele Reden verständlich und offenbart seinen tiefen Sinn. Es
hat aber noch einen andern Grund. Kriege sind teuer. Der letzte ist es
so unvorstellbar, dass allen das grosse Grausen kommt, wenn sie daran denken,
wie viele Mühe und Arbeit nötig sein wird, ihn zu bezahlen. Ist
es da so schwer zu begreifen, dass jedes Volk bemüht ist, so billig
wir möglich davonzukommen. |
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11
Was wollen die Vertreter der Staaten tun? Sie lieben ihr Land und ihr Volk,
so wie wir Deutschen unser Land und unser Volk lieben. Ihnen ist das Los
geworden, für die Besiegten mit zu handeln. Und trotzdem müssen
sie an ihre eigenen Auftraggeber, an ihre Wähler denken, sonst werden
sie gestürzt und davongejagt.
Hört nur genau hin, liebe Landsleute,
dann hört ihr die Sorgen der andern. Und ihr hört, wie sich im
Laufe der Zeit die Vernunft immer lauter Gehör schafft. |
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12 In der
Aussprache zwischen den Völkern, die so offen geführt wird wie
niemals zuvor, wird schliesslich das goldene Mittelmass erarbeitet werden,
das Siegern und Besiegten erträgliche Daseinsbedingungen schafft.
Auch die Bitterkeit wird sich beim Reden verflüchtigen. Man wird voneinander
lernen, dass alle Völker der Erde zusammengehören. |
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13
Darum lasst uns den Reden der Staatsmänner lauschen. Solange man redet,
schlägt man sich nicht. Das Schweigen und das Befehlen ist die tückische
Waffe der Finsterlinge und Usurpatoren. Das Rede, Verhandeln und Beraten
ist das tugendhafte Mittel freier Völker, zum Ausgleich, zur Vereinbarung,
zur Gerechtigkeit zu kommen.
Wenn's glückt, zeigt uns die Weltgeschichte
Im Inhalt eines neuen Blatts
des Friedens freundliche Gesichte.
In diesem Sinne Jochen Spatz. |
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14 Kirche und Volk: Luther und die Obrigkeit
II (I, se (46-40#18))
von Hauptpastor W. Görnandt.
Nachdem wir neulich durch
eine Darstellung von Luthers Haltung während der Bauernrevolution
von 1525 des Reformators praktisches Verhalten gegenüber Volk und
Obrigkeit skizziert haben, müssen wir heute, um das Bild vollständig
zu machen, noch einige Bemerkungen über seine grundsätzliche
Einstellung zu diesen "politischen" Problemen hinzufügen. Luther
war kein Träumer, sondern ein Wirklichkeitsmensch. Daher wusste er,
dass unsre Erde von Menschen bewohnt wird und nicht von Engeln oder Heiligen:
sündige Menschen aber können nicht mit dem Evangelium regiert
werden, sondern mit dem Gesetz, d. h. mit Lohn und Strafe! |
Kirke og folk: Luther og øvrigheden II af sognepræst
W. Görnandt.
Efter at vi sidst gennem en fremstilling
af Luthers holdning under bonderevolutionen i 1525 har skitseret reformatorens
praktiske forhold til folk og øvrighed, må vi her, for at
gøre billedet fuldstændigt, tilføje endnu nogle bemærkninger
om hans grundlæggende indstilling til disse "politiske" problemer.
Luther var ingen drømmer, men et menneske med begge ben på
jorden. Derfor vidste han, at vores jord bebos af mennesker og ikke af
engle eller helgener: men syndige mennesker kan ikke regeres med evangeliet,
de må regeres med loven, det vil sige: med belønning og straf! |
15 Ohne Gesetz würde die Welt in Chaos
versinken, da ein Krieg aller gegen alle die notwendige Folge davon sein
würde. Es muss also eine "Obrigkeit" geben, die das Gesetz handhabt;
und dazu muss sie nicht nur einen Federhalter, sondern auch ein Schwert
in ihrer Hand haben und es gegebenen Falls führen. Die Obrigkeit ist
also sozusagen Gottes "Amtswalter", um die Guten zu schützen und die
Bösen zu bestrafen, um Gerechtigkeit und Frieden nach innen und nach
aussen so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. |
Uden lov ville verden synke med i kaos, eftersom alles krig mod alle
nødvendigvis ville blive følgen deraf. Der må altså
findes en "øvrighed", som håndhæver loven; og dertil
må den ikke kun have et penneskaft i hånden, den må også
have et sværd og den må bruge det i påkommende tilfælde.
Øvrigheden er altså så at sige Guds "embedsforvalter",
for at beskytte de gode og straffe de onde, for så godt som muligt
at opretholde retfærdighed og fred indadtil og udadtil. |
16 In der göttlichen Betreuung mit
diesen Aufgaben liegt ihre Autorität; aber nur wenn sie sich bei der
Ausübung ihres verantwortungsvollen Amtes an den göttlichen Willen
gebunden weiss und gegenüber den "Unteren" nicht in Willkür,
sondern in väterlicher Gesinnung waltet, erfüllt sie die Funktionen
einer "Obrigkeit" recht. Obrigkeitliches Herrenmenschentum mit Terror und
Gewaltpolitik ist daher nach Luther eine ebensolche Unmöglichkeit
wie eine Obrigkeit, die das ihr gegebene Schwert überhaupt nicht gebrauchen
will -- weder in Gericht noch Krieg -- d. h. nicht imstande ist, die äussere
Ordnung zu wahren. |
I det forhold, at det er Gud, der har betroet øvrigheden denne
opgave, ligger dens autoritet, men kun når den under udøvelse
af dens ansvarsfulde embede véd sig bundet til den guddommelige
vilje og overfor sine undersåtter gebærder sig, ikke vilkårligt,
men med en faderlig indstilling, opfylder den sin funktion som "øvrighed"
retmæssigt. Øvrighedens herremenneskeopførsel med terror
og magtpolitik er derfor ifølge Luther en lige så stor umulighed
som en øvrighed, der overhovedet ikke vil bruge det sværd,
der er givet den -- hverken til dom eller i krig -- det vil sige, som ikke
er i stand til at beskytte den ydre orden. |
17 Daher muss man darum beten und dafür
arbeiten, dass Personen die obrigkeitlichen Posten innehaben, die sich
innerlich an Gottes Willen gebunden wissen; bei ihnen darf man am ehesten
Damit rechnen, dass sie ihr Amt führen in ständigen Bewusstsein
ihrer Verantwortung vor Gott und gegenüber ihren Mitmenschen; dass
sie in allen Dingen nach Recht und Billigkeit verfahren und sich nicht
allein nach toten Buchstaben richten; dass sie sich nicht durch menschliche
Eitelkeit oder aus irdischer Ruhmsucht zu Entschlüssen verleiten lassen,
die ihr Volk ins Unglück stürzen. Einen "totalen" Staat
jedoch gibt es für Luther überhaupt nicht. Aller Regierungsgewalt
ist eine deutliche Grenze gezogen; nämlich über die Seelen
und über die Gewissen hat keine irdische Obrigkeit Macht zu regieren;
diese müssen sich allein von Gottes Wort bestimmen lassen. |
Derfor må man bede om og arbejde for, at det bliver personer,
der véd sig inderligt forbundet med Guds vilje, der kommer til at
beklæde de øvrighedsmæssige poster; hos dem kan må
snarest regne med, at de udøver deres embedsgerning i stadig bevidsthed
om deres ansvar overfor Gud og overfor deres medmennesker; at de i alle
ting går frem efter ret og rimelighed og ikke alene retter sig efter
døde bogstaver; at de ikke af menneskelig forfængelighed eller
verdslig æresyge lader sig forlede til nogen beslutninger, der kan
styrte deres folk i ulykke. En "total" stat findes slet ikke for Luther.
For al regeringsmagt er der trukket en tydelig grænse; for
over sjælene og over samvittighederne har ingen jordisk øvrighed
magt til at herske; disse må alene lade sig bestemme af Guds ord. |
18 Aus solcher Anschauung von der "Oberkeit"
ergeben sich von selbst bestimmte Folgerungen für die "Unterkeit".
Und man stoplere nicht über diese Ausdrücke: auch in einer Demokratie
gibt es "Obergeordnete" und "Untergeordnete", nämlich solche, die
dazu da sind, die Gesetze mit Autorität zu handhaben, und daher Anspruch
auf Gehorsam haben und solche, die gehorchen müssen. Wie keine obrigkeitlose
Gemeinschaft auf Erden möglich ist -- an so etwas glauben nur Schwärmer!
--, so ist auch keine Gemeinschaft möglich, wenn niemand sich nach
den Gesetzen richten und jeder die Lage nach seiner Willkür gestalten
will! |
Ud fra en sådan anskuelse om "øvrigheden" fremgår
af sig selv bestemte konsekvenser for "nedreheden". Og man skal ikke snuble
over disse udtryk: også i et demokrati er der "overordnede" og "underordnede",
nemlig de, der er indsat for at håndhæve lovene med autoritet,
og derfor har krav på lydighed, og de, der må adlyde. Ligesom
det ikke er muligt at have et fællesskab på jorden uden øvrighed
-- det er kun sværmerne, der tror på det! -- således
er det heller ikke muligt at have et fællesskab, hvor ingen retter
sig efter lovene og enhver vil dreje situationen, som han synes for godt. |
19 Aus diesem Grunde meint Luther, müssen
sich die Menschen dem Zwange des Gesetzes fügen und haben kein Recht
zu Aufruhr und Empörung. Aber auch diese Unterordnungspflicht hat
eine deutliche Grenze: verlangen die "Oberen" etwas, was klar wider
Gottes Willen ist, darf nicht gehorcht werden; ja Luther geht sogar so
weit, dass er das Recht zur Kriegsdienstverweigerung aufstellt für
diejenigen, die fest von dem Unrecht des betreffenden Krieges überzeugt
sind (n19). Man male sich einmal aus, welche handgreiflich
aktuelle Bedeutung diese Ratschlage Luthers in den vergangenen Jahren hätten
gewinnen können, wenn man sich nur danach gerichtet hätte, und
höre endlich damit auf, Luther mit reaktionären Anschauungen
anderer von "Gottesgnadentum und Untertanengehorsam" zu belasten oder gar
dafür verantwortlich zu machen! |
Af den grund, mener Luther, må menneskene indordne sig under
lovens tvang, og de har ingen ret til oprør og modstand. Men også
denne underordnelsespligt har en tydelig grænse: hvis de "overordnede"
forlanger noget, der klart går imod Guds vilje, så skal de
ikke adlydes; ja, Luther går endog så vidt, at han opstiller
en ret til at nægte krigstjeneste for dem, som er fast overbevist
om den pågældende krigs uretmæssighed. Man kan jo prøve
at forestille sig, hvilken håndgribelig aktuel betydning dette råd
fra Luthers side ville have kunnet få i de foregående år,
hvis man blot havde rettet sig efter det, og i hvert fald må man
ophøre med at belaste Luther med andres reaktionære anskuelser
om "herredømme af Guds nåde" og "lydighed for undersåtter",
og også med ligefrem at gøre ham ansvarlig for det. |
20 Allerdings ist Luther kein "Revolutionär"
im üblichen Sinne des Wortes gewesen; er gibt den "Untertanen" nur
das Recht, zu einem leidenden Widerstand gegen die Obrigkeit, selbst
wenn diese sich anmasst, auch in Sachen des Glaubens regieren zu wollen
-- andernfalls die calvinistischen Reformierten, die in solchem Falle den
Weg der offenen Revolution mit Kampf und Totschlag für recht und billig
hielten. Das kann man bedauern und behaupten, damit hätte Luther seinem
Volk dem Weg zur politischen Freiheit verbaut. Das kann man aber auch anders
beurteilen und sagen: einerseits ist passiver Widerstand für den Schwachen
gegenüber dem Starken oft eine viel wirksamere Waffe als aktiver Widerstand;
und andererseits führen die Methoden einer Revolution fast immer dahin,
dass diejenigen, die erst Unrecht litten, gar bald zu solchen werden, die
Unrecht tun. |
Ganske vist var Luther ikke "revolutionær" i den sædvanlige
betydning af ordet; han giver kun de "underordnede" ret til en lidende
modstand mod øvrigheden, selv når denne anmasser sig til også
at ville regere i sager om troen -- og det er anderledes end de kalvinistiske
reformerede, der i et sådant tilfælde regnede det for ret og
rimeligt at slå ind på vejen mod åben revolution med
kamp og drab. Det kan man beklage, og man kan også hævde, at
Luther dermed havde spærret vejen for sit folk til politisk frihed.
Men det kan man også bedømme anderledes og sige: På
den ene side er passiv modstand for den svage ofte et meget mere virksomt
middel end aktiv modstand; og på den anden side fører metoderne
med revolution næsten altid til, at de, som i første omgang
led uret, ganske hurtigt bliver til nogen, der øver uret. |
21 Vielleicht war Luther auch in diesem
Punkt viel mehr Wirklichkeitsmensch und viel freier von Utopien als diejenigen,
die ihn gerade hier schelten und abschütteln zu müssen glauben.
Jedenfalls stellt selbs ein Thomas Mann, der den "konservativen Revolutionär"
Luther ablehnt, fest: "Luther stellte nicht nur die Kirche wieder her;
er rettete das Christentum. Luthers Revolution konservierte das Christentum".
Und mit solchen Urteil wollen wir uns gern zufrieden geben.
Hauptpastor Görnandt. |
Måske var Luther også på dette punkt meget mere virkelighedsnær
og meget mere fri for utopier end dem, der mener, at de netop her må
skælde ham ud og ryste ham af sig. I hvert fald fastslår selv
en Thomas Mann, der afviser den "konservative revolutionære" Luther:
"Luther genoprettede ikke blot kirken; han reddede kristendommen. Luthers
revolution konserverede kristendommen". Og med en sådan bedømmelse
vil vi gerne give os tilfreds.
Sognepræst Görnandt. |
22 Was ich in Danzig sah ...
Die "Deutsche Nachrichten"
brachten for einiger Zeit einen Artikel Kurt Viewegs "Was ich im Danzig
sah". (31/1946#50)Wir haben hierzu zwei
Eingesandt erhalten.
Wir sind Danziger und möchten
zu oben angebenem Artikel Stellung nehmen. Das von Ihnen bezeichnete "Pharmakologische
Institut" ist das Anatomische und Hygeinischen Institut der Medizinischen
Akademie in Danzig. Wir möchten hinzufügen, dass das Institut
in der Delbrückallee, Ecke Hindenburgallee gelegen hat. Lediglich
die Strassenbahnhaltestelle hiess Halbe Allee. |
|
23 Uns ist
von Freundinnen bekannt, die dort als med.-tech. Assistentinnen tätig
ware, dass dort Leichen zu medizinichen Versuchszwecken seziert wurden.
Sezierungen dürften nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen
Welt bekannt sein.
Durch dieses Institut sind Tausende
von Studenten und Studentinnen gegangen. Unser Weg hat uns täglich
daran vorbeigeführt, und es wäre sicher nicht zu verheimlichen
gewesen, wenn SS-Männer dort ein- und ausgegangen wären. Ferner
ist anzunehmen, dass in einer Seifenfabrik viele Arbeiter hätten beschäftigt
werden müssen, und dadurch in einer Stadt wie Danzig die Geheimhaltung
nicht ganz möglich gewesen wäre. |
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24
In einem Anatomischen- und Hygienischen Institut Abhandlungen von Gelehrten
zu finden, wie die von Ihnen angegebenen, is wohl selbstverständlich.
Wenn die Leichen, wie von Ihnen angegeben, bereist seziert oder "verarbeitet"
waren, woran haben Sie da festgestellt, dass es Polen waren?
Er dürften in der ganzen Welt medizinische
Versuche an Leichen gemacht werden, ohne dass man daran etwas Sadistisches
oder Grausames findet. |
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25
Polnische Behörden hätten durch Verhöre festgestellt, dass
solche Versuche auch an lebenden Menschen unternommen wurden. Dabei haben
Sie vergessen zuwähnen, um was für Versuche es sich dabei gehandelt
hat, denn aus lebenden Menschen Seife herzustellen, ohne dass davon auch
nur ein Wort an die Öffentlichkeit dring, wäre wohl nicht ganz
möglich.
Geräte, wie sie Ihre
Aufnahmen zeigen, in einem Anatomischen Institut vorzufinden, dürfte
wohl nicht schwer fallen. |
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26
Propaganda muss sein, das wissen wir genau. Aber sie muss so sein, dass
nicht jeder auch nur etwas denkende Mensch in Lügengebäude entdeckt
und es mit wenigen Dementis zerstören kann.
Liesa Schley und Christel Pokriefka,
Aalborg -- Ost Lager II. |
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27 Sehr geehrter Herr Jochen Spatz!
In Ihrer Zeitung sah ich Bilder aus dem sogenannten
Pharmakologischen Institut in Danzig. Das ist nun ein Irrtum. Das ist das
anatomische Institut der Universität Danzig. In den Bottichen wurden
die Leichen für wissenschaftliche Zwecke entgiftet und für Demonstrationszwecke
wurden sie gekocht, sodass man das Skelett schadlos erhalten kann, wie
es in jedem anatomischen Institut der Welt gemacht wird, sei es in New
York, Warschau, Moskau, London oder Berlin. Die Nummern bezeichnen nur
die Präparatsstücke, um Verwechslungen zu vermeiden. Der Direktor
Prof. Dr. Spanner ist Anti-Nazist und hätte sich zu derartigen Verbrechen
gar nicht hergegeben. Es muss sich hier um einen journalistischen oder
propagandistischen Irrtum handeln. |
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28 Ich persönlich kenne das Institut
von einer Führung meines Freundes her, der derzeitig in Danzug die
ärzliche Vorprüfung abgelegt hatte, und habe daher mit Sicherheit
diese Bilder wiedererkannt und sie werden auch von jedem bestätigt,
der einmal im Anatomischen Institut als Student die Leichen für Studienzwecke
präpariert hat, um einmal das nötige Rüstzeug zu bekommen,
das für den ärztlichen Beruf in Danzig und in aller Welt notwendig
ist.
Um den Deutschen Verbrechen nachzuweisen,
hat man es wahrscheinlich nicht nötig, mit derartigen plumpen Lügen
aufzufahren, denn diese fördern bestimmt nicht die Glaubwürdigkeit
Ihrer Zeitung.
Georg Drossel,
Aalborg. |
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29 Kurt Vieweg
hat nicht ein einer "Seifenfabrik" mit vielen Arbeitern, auch nicht von
Versuchen, "aus lebenden Menschen Seife herzustellen", beerichtet. In seinem
Artikel hiess es: "Ich hatte Gelegenheit, eine Versuchsstation der SS
... zu besichtigen. In dieser Station ... wurden mit den Leichen Tausender
von der Gestapo hingerichteter Polen Seifenfabrikation unternommen". (31/1946#54) |
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30 Nazistische
Versuche, Seife aus Leichen zu gewinnen, wurden während des Nürnberger
Prozesses mehrfach erwähnt. Auch das Urteil hat solche Versuche für
erwiesen angesehen und sie im Zusammenhang mit den Verbrechen gegen die
Menschlichkeit, der Vergasung von Millionen, der Entfernung der Goldplomben
aus dem Mund der Ermordeten, der industriellen Auswertung des Frauenhaares
usw. angeführt. Das stenographische Protokoll der gesamten Verhandlungen
in Nürnberg, das viele Bände umfassen wird, ist jedoch noch nicht
zugänglich. Wir stützen deswegen die folgende Darstellung auf
eine polnische Veröffentlichung, die sich mit den Danziger Experimenten
befasst. Ihr Verfasser ist Stanislaw Strabski; ihr Titel lautet "Mydo z
ludskiego tusczu", Wydawnictwo Zachodniej Agencji Prasowei, Posen 1946. |
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31
Es handelt sich, wie in den beiden Eingesandt mit Recht angeführt
wird, um das frühere anatomische und hygienische Institut Eck Delbrück-Allée
und Adolf Hitlers Strasse (jetzt Marschal Rokossowski Allée).
In dem einen, der Anatomie gewidmeten
Flügel hat man den Präparationssaal vorgefunden. Er enthielt
drei festverschlossens Behälter. Zwei enthielten männliche, der
dritte weibliche Leichen. Bei einer Reihe von Leichen fehlten die Köpfe.
Es handelte sich offenbar un hingerichtete Menschen. Im ersten Stock der
Anatomie fand man 10 geschlossene und zwei offene Behälter mit Leichen.
Im zweiten Stock traf man 8 nur teilweise fertiggestellte Behälter
für Leichen. Säcke mig Zement sowie Werkzeug lagenneben den unfertigen
Behältern. Es bestand also offenbar die Absicht, das Leichenmagazin
auszuweiten. |
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32
Hinter dem Hauptgebäude lag ein neues einstöckiges Gebäude
aus Ziegelsteinen. Dieses Gebäude enthielt drei Räume. Im ersten
Raum fand man zwei Wannen für Leichen sowie einen Kessel zum Auskochen,
der mit Hochdruck (5 Atmosphären) arbeitete. Im Kessel fand man Knochenreste.
Im zweiten Raum standen 2 viereckige Kessel, die Leichen und Sodalauge
enthielten. Auf Tischen standen viereckige Schalen mit nicht völlig
fertigen Seifenprodukten. Unter einem Tisch stand eine Kiste mit grossen
Stücken Menschenhaut, wobei es sich entweder om ganze Rücken-
oder ganze Bruststücke handelte. Diese Stücke enthielten teilweise
Tätowierungen mit polnischen Aufschriften u. a., was darauf schliessen
lässt, dass es sich um Leichen von Polen gehandelt hat. |
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33 In einem Behälter fand sich kaustische
Soda, wie sie zur Seifenfabrikation gebraucht wird. Im dritten Raum stand
ein Ofen, in dem man Reste verbrannter Menschenknochen angetroffen hat.
Dort war auch ein Lager mit menschlichen Knochen. Es fanden sich dort weiterhin
Rezepte für Seifenfabrikation, die auf Institutspapier geschrieben
waren. Andere Rezepte, die nach Zeugenaussagen an den Wänden angebracht
gewesen sein sollen, wurden nicht vorgefunden.
Zwei Zeugen wurden vernommen. |
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34 Die erste
Zeuge Opienski war Laborant im Physiologischen Institut und kam in dieser
Eigenschaft häufig in die Anatomie. Er zeigte zwei Stücke fertige
Seife, die er im Besitz hatte und die nach seiner Aussage von den Experimenten
stammten. Leiter des Anatomischen Instituts war nach seiner Aussage Professor
Spanner. Sein Stellvertreter war Dr. Wolmann, ein SS Offizier. Die Leichen
seien von dem Laboranten von Bergen in den Danziger Gefängnissen,im
Lager Stutthof, in einem Irrenhaus in Kocborow sowie von anderen Plätzen
geholt worden. 30 hingerichtete Polen wurden z. B. von Bromberg geholt.
Opienski gab den Zeugen Mazur an, der Mitarbeiter gewesen sei. |
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35 Der zweite
Zeuge war dieser Mazur, der Laborant war; er wurde verhaftet und vernommen.
Er gab zu, bei den Seifenexperimenten mitgewirkt zu haben. Er gab an, die
Versuche, die von Bergen geleitet habe, hätten im Februar 1944 begonnen,
seien abgebrochen, aber im Herbst 1944 wieder aufgenommen worden. Mazur
hat seine Aussagen in Anwesenheit von Vertretern folgender Zeitungen, Presseagenturen
usw. wiederholt: Daily Worker, Le Soir, Associatet Press, Time & Tide,
News Chronicle, Sunday Times, Trud, United Press, Tass, Krasnaja Zwiezda,
Reuter, Britisch Broadcasting Company (BBC), Time. |
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36 Brief an Ilse wegen Kahlbude
Liebe Ilse!
Ich habe in den Deutschen Nachrichten
Deinen Artikel gelesen (46-30#55). Ich muss
ja sehr darüber staunen, was Du so alles schreiben kannst. Ich war
ja nicht viel in Kahlbude, aber am Sonntag bin ich doch dort gewesen und
haben auch den Leidensweg der Judenfrauen gesehen. Ich konnte es nicht
lange ansehen, denn die Menschen fielen vor Hunger um. Oft hätten
meine Eltern und ich den leidenden Frauen ein Stück Brot gereicht,
aber weil sie sehr stark bewacht wurden und wir nicht mal mit ihnen sprechen
durften, war uns leider alles unmöglich, anders hätten wir den
Kopf verloren. |
Brev til Ilse angående Kahlbude
Kære Ilse!
Jeg har læst ein artikel i Deutsche
Nachrichten. Og jeg må jo forbavses meget over, at du kan skriver
alt sådan noget. Jeg har jo ikke ofte være i Kahlbude, men
om søndagen var jeg der dog og har også set jødekvindernes
lidelsesvej. Jeg kunne ikke se på det længe, for menneskene
faldt om af sult. Ofte havde mine forældre og jeg rakt de lidende
kvinder et stykke brød, men fordi de blev så stærkt
bevogtede, og vi ikke engang måtte tale med dem, var alt desværre
umuligt for os, ellers havde vi mistet hovedet. |
37 Und auch Dein Vater durfte es nicht tun.
Denn Du weisst doch wohl, was Dein Vater war, oder hast Du das schon so
schnell vergessen? Dein Vater hätte es bestimt nicht gewagt, eine
Frau, die in Sträflingskleidern ging, nach Hause zu bringen und ihr
zu essen und andere Kleidung zu geben. |
Og heller ikke din far måtte gøre det. For du véd
dog vel, hvad din far var, eller har du allerede så hurtigt glemt
det? Din far ville bestemt ikke have vovet at bringe en kvinde, der gik
i straffefangeklæder med hjem og give hende noget at spise og give
hende andre klæder. |
38 Alle Flüchtlinge sind bestimt meiner
Meinung und wissen, dass es so etwas nicht gab. Du hast vielleicht gedacht,
niemand aus der Heimat hier in Dänemark zu finden, der darauf antworten
könnte, was Du geschrieben hast. Warum hast Du das nicht schon früher
alles gesagt, als wir noch in der Heimat waren? Ja, nun habe ich aber mit
der Zeit schon Menschen kennengelernt, die früher keine Nazis gewesen
sein wollen. |
Alle flygtninge er bestemt af min overbevisning og véd, at den
slags ting ikke kunne foregå. Du har måske tænkt, at
ingen fra din hjemegn var at finde her i Danmark, som kunne svare på
det, du har skrevet. Hvorfor har du ikke tidligere sagt det altsammen,
dengang vi endnu var i hjemstavnen? Ja, men nu har jeg med tiden allerede
lært mennesker at kende, som påstår, at de ikke tidligere
var nazister. |
39 Ich bitte,
dass meine Antwort in der Zeitung veröffentlicht wird.
Mit bestem Gruss
Elisabeth Selke,
Aalborg, Thistedvejen. (Reaktion: 47-01#60) |
Jeg beder om, at mit svar
må blive offentliggjort i avisen. Med det bedste hilsener.
Elisabeth Selke,
Aalborg. |
40 Über Preussen und Preussengeist
Je öfter die D. N. erscheinen,
um so mehr sammelt sich der Stoff, der zur Diskussion geneigt ist. Vor
allem die letzte Seite birgt manchmal so wunderbare Themen, dass man vor
Rührung den Hut abnehmen kann. Ich habe mir einige Fragen herausgegriffen
und würde mich freuen, wenn ich Ihre Stellungnahme in der nächsten
Nummer finden würde. |
|
41 Sehr
häufig taucht heute das Wort "Preussengeist" auf. Es gehört zu
denen, die heute von unserer Umwelt mit Füssen getrampelt werden.
Men sollte es aber erst ein wenig genauer betrachten, bevor man es in den
Papierkorb der Vergangenheit wirft. Viele Zeitgenossen meinen, dass dieses
Wort verschwinden "muss", wenn ein neues Deutschland erstehen soll, das
in den ewigen Völkerbund aufgenommen werden kann. |
|
42 Sie meinen, dass sich in diesem Wort nur
kriegerische und verderbliche Instinkte verbergen, und dass dieses Wort
verschwinden muss, wenn man vor einem neuen Kriege bewahrt bleiben wolle,
vor einem dritten Weltkriege, der bestimmt wieder von den verfluchten Preussen
angezettelt werden könnte! |
|
43 O ihr Kleingläubigen,
warum seid ihr so furchtsam!
Muss dieses gehasste Wort wirklich
aus dem deutschen Duden verschwinden, weil man darin den neuen, starken
Wiederaufbau eines Deutschlands erleben könnte? Ich frage mich erstmal,
wo denn heute noch ein Deutschland auf der Landkarte zu finden ist. |
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44 Meine Herren!
Das Wort "Preussengeist" in glechzeitiger Verbindung mit dem Wort "Preussentum"
hat doch noch einen tieferen Sinn als den wilden, ungestümen Kriegergeist.
Verbergen sich nicht viele deutsche Idealle in diesem Wort? Sind es nicht
Ehre, Nationalstolz, Gehorsam, Treue und Pflichtbewusstsein, die darin
enthalten sind? Ich möchte aber weder auf Potsdam noch auf Weimar
zurückgreifen, sondern nur den preussischen deutschen Geist so beurteilen,
wie wir es als Deutsche vermögen. |
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45 Es wird
immer wieder darum gestritten, dass deutschere Geist und preussischer Geist
zweierlei bedeutet. Mag sein. Aber erschliesst sich nicht aus dem Preussentum
das Deutschtum? Ist nicht aus preussischer Wurzelein deutsches Reich aufgewachsen?
Deshalb, meine ich, müssen diese beiden Begriffe Preussentum und Deutschtum
auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sein, ohne jedoch immer wieder
hervorzuheben, dass der Geist von Potsdam, der ewige Glechschritt des Kommisstiefels,
die Hauptrolle im Preussentum spielt. |
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46 Gewiss trägt das Wort Preussengeist
den militärischen Unterton. Aber gibt es denn überhaupt ein Leben
ohne einen militärischen Befehlston? Muss man sich nicht überall
fügen und "Jawohl" sagen, jedoch ohne mit den Hacken zu knallen und
die Hände an die Hosennaht zu legen? |
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47 Nun werden
Sie mir wieder antworten: In der Demokratie gibt es kein stures "Jawohl",
kein eisernes Muss, dort herrscht der freie Volkswille. Verstehen Sie mich
nicht falsch, Herr Spatz, ich meine jetzt nicht die politischen Grundpfeiler
der Demokratie, sondern das menschliche Leben innerhalb dieser Grenzen. |
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48 Adolf
Hirsch lobt das preussische Beamtentum in Hinsicht auf Pünktlichkeit
und präzise Arbeit. Er fragt aber, ob man mit diesen sich immer unterordnenden
und gehorsamen Beamten einen demokratischen Staat gründen kann. Meint
er nicht? Warum? |
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49 Sehen
Sie, Herr Spatz, die kernechten Deutschen, nicht solche Kerle wie Sie,
tragen den Preussengeist seit ihrer Geburt in sich. Er ist ihnen vererbt
worden, von den Vätern, denn das deutsche Volk war einmal ein preussisches
Volk, nicht nur ein Volk, in dem die Kriegsgedanken gestärkt wurden,
nein, auch kulturelle, sowie wissenschaftliche Gebiete sind von den Deutschen
erobert worden. |
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50 Haben nicht grosse deutsche Männer wie
Schiller, Goethe, Kant und wie sie alle heissen mögen, auch den Preussengeist
in sich getragen? Oder welchen Geist haben diese Männer gehabt? Vielleicht
einen orientalischen? Ist nicht der deutsche Geist mit dem Preussengeist
und Preussentum verwandt? Und hier meine ich, muss die Vereinigung von
beiden zu finden sein, ohne immer herumzustreiten, dass die Preussen nur
Krieger waren. |
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51 Gewiss wird es ja von unersn ehemaligen Gegnern
immer wieder versucht werden, den Preussengeist auszumerzen, weil sie nur
den geharnischten Siegfried darin erkennen. Den Erfolg, der sich daraus
ergibt, möchte ich sehen. Der preussische Geist braucht nicht, wie
viele vielleicht meinen, nur von Hassgefühlen, von Mord und Kriegeslust
erfüllt sein, nein, diese Instinkte wollen wir ablegen. |
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52 Aber der echte deutsche, preussische Geist,
in dem die Ideale schlummern, wird nicht untergehen, es sei denn, dass
man ihn mit Macht dazu zwingt. Und doch wird der Preussengeist in den Herzen
der deutschen Jugend, soweit sie noch die echte deutsche Jugend ist, weiterleben,
solange weiterleben, bis eine neue Zeitenwende das Blatt der Geschichte
drehen wird, denn das Eine steht fest, und das können auch Sie, Herr
Spatz, getrost glauben: Solange die Erde schon steht, haben Kriegs- und
Friedenszeiten miteinander gewechselt und noch niemals ist es einem Herrscher
gelungen, ein tausendjähriges Friedensreich aufzubauen. |
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53 Es wird auch nie einem gelingen, auch nicht
der Sozialdemokratie, die jetzt das hallende Echo in der Welt gefunden
hat. Die Menschen sind nisch noch nie einig gewesen, schon von Adams Zeiten
angefangen, und sie werden sich auch nie einig werden. Da werden auch all
ihre trostreiche Worte vergebens sein, Herr Spatz ...
Günther Thomas, 17 Jahre,
Aalborg, Vestre Allee, Bar. 6 B. 13. |
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54 Lieber Günther
Thomas.
Sie dürfen nicht böse
sein, dass wir uns heute damit begnügen, nur den vierten Teil Ihres
Briefes abzudrucken. Dieser Teil allein enthält derartig wichtige
Fragen, dass die Beantwortung notwendig ist. |
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55 Adolf
Hirsch hat in seinem Artikel den Geist von Potsdam verneint. Er will ihn
durch den Geist des Humanismus ersetzen. Sie meinen, Preussentum und Deutschtum
müssten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sein. Wer dieses Ziel
erstrebt und gleichzeitig die Gewaltmethoden des alten Preussen ablehnt,
der muss sich von vornherein darüber klar werden, was er unter Preussentum
verstehen will. Und da haben Sie in Ihrer Polemik einen Denkfehler begangen. |
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56 Ehre,
Nationalstolz, Gehorsam, Treue und Pflichtbewusstsein sind nicht -- wie
Sie glauben -- "deutsche" Ideale und spezifische Bestandteile des "Preussentums"
oder "Preussengeistes", sondern geistige Werte des gesamten Abenlandes.
Sie werden bei allen Kulturvölkern in gleicher Weise verherrlicht,
bei Franzosen, Russen, Litauer, Briten, Amerikaner, Dänen, Norwegen,
Schweden, Polen, Deutschen, Tschechen, Italienern, Spaniern und so fort.
Und überall wird zuzeiten Schindluder mit diesen hehren Begriffen
getrieben. |
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57 Sobald sich das Wörtchen "Geist" zur
Nationalität gesellt, "Franzosengeist", "Britengeist", "Preussengeist",
etc. pp. hat man alle Ursache misstrauisch zu werden, weil sich hinter
solchen Schlagworten meist engstirniger Ungeist verbirgt. |
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58 Warum man beim
"Preussengeist" immer zuerst an Kriegertum denkt, an Zopf und Schwert und
Gamache, vielleicht gar an den Knotenstock? Das ist ür jeden auch
nur notdürftig in der Geschichte Bewanderten garnicht schwer zu begreifen.
Bedenken Sie doch, wie Preussen entstanden ist: aus der Mark Brandenburg,
die ein Hohenzoller vom deutschen Kaiser als Lehen bekam. Dieses Lehen
war von adligem Raubgesindel beherrscht (Quitzows, Itzenplitzen, Köckeritzen,
Krachts und Lüderitzen). |
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59 Die Hohenzollern
haben, um ihre Hausmacht zu sichern, einigen der schlimmsten Schnapphähne
das Kreuz gebrochen. Doch mit den meisten "Edlen im Lande" mussten sie
Halbpart machen, weil Brandenburg sich nur durch ständige Kriegsbereitschaft
am Leben erhalten konnte. Das Land hatte keine Voraussetzunten, sich durch
Gewerbe und Handel stark zu wachsen, wie die günstiger gelagerte Umwelt
es konnte. |
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60 Es musste Militärmacht sein. Der preussische
Staat war nur als Heer möglich, das preussische Heer nur als Staat.
Das bedingte die ökonomischen Grundlagen Preussens. |
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61 Die ständige
Kriegsbereitschaft war aber nur mit Hilfe der bodenständigen Adels
aus dem Volke herauszupressen. Mit seiner Hilfe hat Preussen als Militärstaat
nach und nach das deutsche Reicht erobert. Diesem Ziele wurde alles geopfert,
was zum Glücke freier Nationen gehört. |
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62 Lessing,
Herder und andere grosse Deutsche nannten Preussen nicht ohne Grund "das
sklavischte Land in Europa".
Der Geschichtsschreiber
Mehring bemerkt dazu: " -- -- wenn im Schatten der preussischen Militärdespotie
nur die Sklaverei gedeihen konnte, so konnte die preussische Militärdespotie
nur in einem Teile von Deutschland entstehen, wo Bildung, Kultur, Wissenschaft
und Wohlstand bis auf die letzte Spur verschwunden waren". |
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63 Der märkische
Adel zwang die Landesherren, die Unterdrückung und Ausbeutung der
Bauern zuzulassen, sonst gab es keine Soldaten. Unter den Kurfürsten
aus Hohenzollerngeschlechte hat sich nicht einer dieser Landesväter
der Bauern gegen die Junker angenommen. |
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64 Unter
Friedrich Wilhelm I, stand Preussen nach seiner Einwohnerschaft an dreizehnteer,
nach seinem Flächeninhalt an zehnter, nach seiner Heeresstärkc
jedoch an vierter Stelle in Europa. (Frankreich 160.000, Russland 130.000,
Österreich 100.000, Preussen 80.000 Soldaten). |
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65 Um diese
Heeresstärke zu erhalten, drückte Friedrich Wilhelm I. die Staatseinkünfte
auf sieben Millionen Taler hinauf. Sechs Millionen davon gab er für
sein Heer aus.
Unter seinem Regime kam
in Preussen der Ämterverkauf in Schwung wie niemals zuvor. (" -- --
wer das Meiste gibt und am habilsten ist -- -- "). |
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66 In den
preussischen Jahrbüchern 1816 schreibt Twesten: " -- -- in Preussen
wurde konsequent von den Zeiten des grossen Kurfürsten bis zum Tode
Friedrichs des Grossen jede Vermehrung der Staatseinkünfte zur Vergrösserung
der Armee verwendet, und die Einkünfte wurden vorzugsweise gesteigert,
um die Armee vermehren zu können". |
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67
Die Einkünfte liessen sich aber immer nur durch den Adel steigern,
der das Geld aus dem Volke presste, wobei die Adligen selbst sehr gute
Geschäfte machten.
Nach 1925 gehörten
dem preussischen Adell 16,6% des preussischen Bodens ausserhalb Berlins,
während der Anteil des adligen Bodenbesitzse im übrigen Deutschland
nur 6,5% betrug. (Häbisch: Deutsche Latifundien Königsberg 1929). |
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68 Merken
Sie nun, was wir meinen, wenn wir dem "Preussengeist" zu Leibe rücken?
Dem Preussengeist der Junkerherrschaft und des häslichen Dreiklassenwahlrechts,
bei dem der Geldbeutel, der Besitz über den Anteil der politischen
Einflusses der Staatsbürger entschied? |
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69 Sie meinen,
die kernechten Deutschen trügen den Preussengeist seit ihrer Geburt
in sich? Sie sind ein Eroberer, junger Freund. Der Schreiber dieser Zeilen
ist geborner Anhaltiner und erzogener Braunschweiger. Wo soll da der Preussengeist
von Geburt aus herkommen?
Doch Scherz beiseite.
Sie meinen sicher "Deutscher",
wenn Sie "Preusse" schreiben. Und insoweit haben Sie Recht. |
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70 Vergessen
Sie aber nicht, dass Goethe als Sohn der Freien Stadt Frankfurt niemals
Preusse gewesen ist. Frankfurt wurde erst 1866 gemeinsam mit Hannover,
Schleswig-Holstein, Kurhessen, Hessen-Homburg und Nassau von Preussen mit
Gewalt annektiert.
Auch Schiller, den
zweiten grossen Vertreter des Weimarer Geistes, dürfen Sie nicht zum
Preussen machen. Er ist Schwabe, in Marbach (Württemberg) geboren. |
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71 Kant
ist zwar Preusse. Aber diese Eigenschaft hat ihn nicht davor behütet,
vom preussischen Kulturminister Wöllner in "Acht und Bann" getan zu
werden, weil er angeblich "manche Haupt- und Grundlehren der Heiligen Schrift
und des Christentums" herabgewürdigt hatte. Zumindest der preussische
Kulturminister Wöllner hatte also einiges am "preussischen Geiste"
Kants auszusetzen. |
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72 Ich könnte
Ihnen mit einer grossen Fülle von Beispielen aus der neueren Geschichte
Preussens kommen, wie heute allgemein anerkannte, in Preussen geborne Deutsche
zu ihren Lebzeiten mit dem "preussischen Geist" in Konflikt gerieten. Doch
ich miss mich darauf beschr¨nken, Sie durch diese wenigen Zeilen zum
Denken anzuregen. |
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73 Der von Ihnen
anscheinend hochgeschätzte Goethe hat einmal auf eine "patriotische
Anzapfung geäussert: "Was heisst denn, sein Vaterland lieben, und
was heisst denn, patriotisch wirken?" Wenn ein Dichter lebenslänglich
bemüht war, schädliche Vorurteile zu bekämpfen, engstirnige
Ansichten zu beseitigen, den Geist seines Volkes aufzuklären, dessen
Geschmack zu reinigen und desse Gesinnungs- und Denkweise zu veredeln,
was soll er da Besseres tun? |
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74 Sie fragen:
"Ist nicht aus preussischer Wurzel ein deutsches Reich aufgewachsen?"
Wie man es nimmt.
Ich behaupte: Nein! Preussen hat, wie vorstehend geschildert, Deutschland
erobert und das österreichische Element aus den Grenzen Deutschlands
vertrieben, ob zum Glück oder Unglück Deutschlands, sei hier
nicht untersucht. Das deutsche Reich aber in seinen wechselnden Gestalten
ist mindestens 600 Jahre älter als Brandenburg-Preussen. Das mag Ihnen
vielleicht missfallen. Ich muss mich damit abfinden und mich mit Bismarck
trösten, der in seniem Brief an seinen Vertrauten Gerlach über
die Preussen sagt: |
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75 "Wir sind eine
eitlle Nation, es ist uns schon empfindlich, wenn wir nicht renommieren
können -- -- ".
Damit will ich zum Schluss
kommen. Sie schreiben nun -- fast will mir schreinen, ein wenig triumphierend
-- : "Solange die Erde steht, haben Kriegs- und Friedenszeiten miteinander
gewechselt .. Es wird auch nie gelingen -- -- ein Friedensreich aufzubauen". |
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76
Da ist unser grosser Landsmann Kant ganz anderer Ansicht als Sie, Günther
Thomas. Sobald Sie Gelegenheit haben, sollten Sie sein "Traktat zum ewigen
Frieden" lesen. Übrigens glaube ich so wenig wie Sie, dass irgend
ein Herrscher ein tausendjähriges Friedensreich aufbauen könnte.
Ich verlass mich bei meiner Hoffnung auf Frieden mehr auf den Erfindergeist
der Menschen, als auf die Gewalt eines Friedensfürsten. |
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77
Bis zum Jahre 1752 war der Blitzschlag ein völlig unabwendbares Schicksal,
duch das Millionen Menschen um Hab, Gut und Leben gebracht wurden. Franklin,
der Jahre zuvor davon geredet hatte, man müsse die Blitze zähmen
und ableiten, wurde in aller Welt verlacht. Dann eines Tages gelang es
ihm, seinen menschenfreundlichen Plan in die Tat umzusetzen. Wieviele Menschen
sind seither vom Blitzschlag verschont geblieben. |
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78
Gewiss, es gibt Brandstifter, die scih bemühen, das anzuzünden,
was die Geistestat eines Erfinders dem Menschen bewahrte und erhielt. Aber
diese Brandstifter werden bestraft. |
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79 Mir deucht,
wir haben soeben in Nürnberg den Beginn einer ähnlichen Entwicklung
erlebt. Zumindest wollen wir es hoffen und dabei helfen, die Unabwendbarkeit
der Kriege anzuheben.
Das kann man auch als guter Preusse
und Deutscher tun. Wenn Sie Ihren Vorschlag "Preussen" und "Deutschland"
auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, so auffassen, sind wir einig.
Jochen Spatz. |
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