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Deutsche Nachrichten 1946 Nr 38

 vom 7. Oktober 1946

Deutsche Nachrichten 1946 nr 38

 fra 7. oktber 1946.

 
 Wochenschwatz #1
Gute Ratschläge für unsere Bauern #11
Die Heimkehrer aus dem Osten I Eduard Hoscheck #32. II. Georg Drossel, Aalborg #39. Antwort. #48
Wer soll die Kriegsfolgen tragen von Hans Gotzkowsky, Jegstrup. #59. Antwort: #62
Wo sind die Schuldigen? von Erich Semmling, Aalborg, #66
Eine Million Hektar Ackerland. #71
Gegen die Nazispiesser von Emil Schwarz, Brønderslev. #72
Ugens passiar
Gode råd til vore bønder
Hjemkomsten fra østen I, II.
Hvem skal bære følgerne af krigen?
Hvor er de skyldige?
En million hektar agerland
Imod nazispidserne. 
 1 Wochenschwatz von Jochen Spatz
      Liebe Landsleute. Auf meinen Vortragsreisen werde ich oft gefragt, wie die Bevölkerung westlich der Oder und Neisse zu den Flüchtlingen aus dem Osten stünde. Verschiedentlich wurden mir Briefe gezeigt, in denen die Haltung der Einheimischen gegenüber den Vertriebenen aus den Ostgebieten bemängelt wurde. Dazu ist viel zu sagen.
3       Es wäre gewissenslos zu leugnen, dass auch im Westen Deutschlands Leute wohnen, die sich der Grösse des Unglücks, das uns gemeinsam betroffen hat, und das wir auch nur gemeinsam durchstehen können, wenig bewusst sind. Sie meinen, wer alles aus diesem Kriege gerettet hat, möge alles behalten und Gott einen guten Mann sein lassen; und die alles verloren haben, mögen zusehen, wo sie bleiben. Sie glauben, in Deutschland würdennoch Extrawürste gebraten. 
4       Doch solche Leute finden sich, wie ihr wisst, nicht nur in Westdeutschland. Men findet sie auch in den dänischen Flüchtlingslagern. Und man hat sie zuvor in den deutschen Ostgebieten gefunden. Auch damals, als ihr noch alle daheim wart, hat bei euch so mancher ausgebombte Zwangsmieter aus dem Westen heimlich und offen Tränen vergossen über die Lieblosigkeit, mit der ihm, der Ortsfremden, ein Stück Brot und ein Schlafplatz geboten wurde. 
      Das soll kein Vorwurf sein. Keiner brauch sich getroffen zu fühlen. Alles ist menschlich, nicht wahr? 
5       Eine alte Volksweisheit lehrt uns, Not presse die Menschen dichter zusammen. Das stimmt schon. Sie werden nur leider zumeist dabei härter, als sie zu geruhsamen Zeiten sind. 
      Und trotzdem habe ich auf meiner Fahrt durch den Westen Deutschlands überraschend viele Menschen angetroffen -- einfache Leute in Stadt und Land, Beamte, Bürgermeister, Minister, Parteiführer -- die alle den festen Willen zeigten, die Ausgebombten so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen und die heimatlos gewordenen Ostdeutschen einzuwurzeln. 
6       Dabei sind bisweilen schier unlösbare Aufgaben zu erfüllen. Ich kenne eine Stadt, die vor Hitler hundertsechzigtausend Einwohner zählte. Damals schon war es dort schwer, eine Wohnung zu mieten. Man musste sich in eine Liste eintragen und warten. Inzwischen ist diese Stadt zu fünfundachtzig vom Hundert zerstört worden. Die Einwohnerzahl ist nicht gefallen. Diese Stadt hat bisher hunderttausend Flüchtlingen Obdach gegeben. Und soeben ist sie dabei, weitere dreissigtausend notdürftig unterzubringen. 
7        Wen soll es da wundern, dass es bei dieser Einsiedlung zu Schwierigkeiten und Reibungen kommt? Man muss ja bedenken, wie sehr auch der Westen under den Folgen des Hitlerkrieges zu leiden hatte. Während ihr im Osten noch friedlich und fast ungestört über eure Weiden und Äcker ginget, hockten die Westdeutschen Nacht um Nacht in ihren Bunkern. Zitternd und zagend sahen sie ihre Städte in Schutt und Asche sinken. Viele Millionen haben auch dort ihre Lieben verloren, ihre Gesundheit und Arbeitskraft geopfert, ihr Eigentum eingebüsst, Ihre Nerven sind bis zur Grenze des Erträglichen angespannt, oftmals darüber hinaus. Hinzu kommt der monatelange Hunger, von dem sich nur der einen Begriff machen kann, der selber gehungert hat. 
8       Bei solchen Befunde sind Geben und Nehmen nicht immer leicht. Und doch lassen sich die Schwierigkeiten überwinden, die Gegensätze überbrücken, wenn jeder nur nach bestem Vermögen bemüht ist, Verständnis und Rücksicht aufzubringen. Vor allem ihr, die ihr hier in Dänemark auf eure Rückkehr wartet, könnt viel dazu beitragen, euch selbst vor Enttäuschungen zu bewahren. 
9      Klarheit vor allem. Auf Jahre hinaus erwartet kaum einen von euch in Deutschland ein Dasein, wie ihr es früher gewohnt wart. Die Heimat ist bitterarm gewordn. Bilde sich keiner ein, es könne ihm ein voller Ersatz geboten werden für das, was er an Gut und Habe besessen hat. Es kann sich sehr wohl ereignen, dass einer, der früher Grossbauer war, vorerst einmal Grossknecht werden muss. Er dankt es dem Führer und seiner "nationalen Revolution". Und Frauen, die früher durch einen "Ernährer" gesichert waren, müssen vielleicht ihr Brot in Berufen verdienen, die früher den Männern vorbehalten waren. Wie sollte es sonst wohl möglich sein,nicht nur die Starken und Arbeitstüchtigen, sondern auch die Jungen und Schwachen, die Alten, Kranken so zu versorgen, wie das unsere Menschenpflicht ist? 
10      Aber alles wird gehen. Es muss ganz einfach, nicht wahr?
Des deutschen Aufbaus schlimmste Feinde:
Neid, Missgunst, Habsucht, Gier und Gnatz
bekämpfen wir als Notgemeinde.
In diesem Sinne Jochen Spatz. 
11  Gute Ratschläge für unsere Bauern
        Mit Nachstehendem will ich versuchen, einige meiner praktischen Erfahrung zu schildern, wie es möglich ist, dem Boden das Weltmöglichste herauszulocken, und aus dem uns Deutschen jetzt sehr beschränktem Lebensraum möglichst viel und wichtige Lebensmittel selbst zu beschaffen. 
12        Veranlassung hierzu geben mir die verschiedenen Artikel in Nr. 23 der "Deutschen Nachrichten", wo u. a. der Artikel "Der deutsche Gartenbau" sagt, dass der erfarene Erwerbsgärtner pro ha 6-7 mal soviel Kalorien aus dem Boden herausholt, als die Landwirtschaft der gleichen Gegend. 
13       Durch die heute notwendig gewordene Bodenreform ist uns die Möglicht geschaffen. 
14          Ich selbst bin kein Theoretiker und möchte auch nicht gerne mit zuviel Zahlen operieren, damit es gerade dem weniger geschulten Bauern besw. Neubauern mehr verständlich bleibt. Seit 1.4. 1929 war ich im Kreis Graudenz auf 420 vha. als Gutsverwalter und dazu noch ab 1936 als Pächter auf 300 vha. in der Schwetzer Niederung, bis zuletzt als Danziger Staatsbürger selbständig tätig. 
15        In dem Verwaltungsbetrieb fand ich nur 22 alte Milchkühe, 12 Stück Jungvieh, ca. 30 Schweine und 16 Pferde. Der Misthaufen, der vom Hofwasser umsäumt war, diente gleichzeitig als Ententeich. Mein Vorgänger war im übrigen sehr gewissenhaft und hatte in der Ernst eine Kiste Bier im Schatten vor der Haustüre unter dem Stihl stehen und wusste am Abend ganz genau die Anzahl der eingefahrenen Fuhren, da die entleerten Flaschen es anzeigten. 
16  Im übrigen kannte ich die Bodenkraft noch nicht gleich und richtete mich auch nach dem bereits aufgestellten Bestellungsplan. Der Acker was 3. bis 5. Klasse. An Hackfrucht waren u. s. 22 vha. Futterrüben für diese 324 Stück Rindvieh, welche man noch genau einteilen musste, sonst reichten sie für den Winter nicht aus, Getreide erntete ich 1929 durchnittlich pro vha. 9. Ztr., Rübensamen 8 Ztr., Kartoffeln ca. 60 Ztr., Rauhfutter war trotz 40 vha altem und 40 vha frischem Klee sehr knapp, da die Kühe auf der Weide des alten Kleeschages zwar bis an die Hörner im wilden Thimothee und Sauerampfer standen, aber nach saftiger Welde brüllten. 
17  Also man sieht, was nützt die grosse Fläche, wenn nichts darauf wächst. Dem Acker fehlte der Kalk und der ausgewachsene Hofmist hatte auch keine Kraft in sich. 1 Ztr. Stickstoff erhielt man für ca. 2 Ztr. Roggen und ich hatte keine Einnahmen, um hiervon genügend zu kaufen. Die Hackarbeiten in den Rüben musste ich einstellen, wenn ich am andern Tag mit der Ernst beginnen wollte. 
18         Nun fing ich langsam an für je 2 Kühe eine gute Milchkuh zu kaufen, und von den restlichen 10 Stammkühen hielt ich sämtliche Kälber an und kaufte noch einige gute Kuhkälber hinzu, damit ich erstmal mehr Stallmist produzieren konnte. Der Mist wurde gestapelt, die Jauche anfänglich in festen abgedeckten Lehmgruben gesammelt. Luzerne wurde auf notlich vorbereitetem Acker angebaut und dem Unkraut der Krieg erklärt. 
19  Da mir die Molkereimilch die wertvollste Einnahme war, habe ich die Kälber nach folgende Rezept aufgezogen: Die erste Woche Vollmilch, dann langsam dicksaure Magermilch hinzu, so dass von der dritten Woche ab nur dicksaure Magermilch gegeben wurde. Die ungesunden bezw. schwachen Kälber, die dabei eingingen, taten mir nicht leid, denn dieses sind meistens die Kümmerlinge, die man bei reiner Vollmilch wohl am Leben erhalten hätte, aber eine spätere Leistung nicht zu erwarten gewesen wäre. 
20  Von der dritten Woche an erhielten diese Kälber als Fettersastz gekochten Leinsamen in Schleimform hinzu und später bis etwa zum 6. Monat langsam Wasser dazu, ausser dem sonst üblichen Kraftfutter in trockener Form. Die Kälber sehen bie dieser Tränkart anfänglich etwas struppig aus, aber im Alter von 6-8 Monaten findet sich das gute Aussehen und Gewicht wieder zusammen. 
21  Von diesen Kälbern habe ich Kühe von 10-12 Ztr. mit einer Milchleistung von 4540 Ltr. herzngezogen, wo ich von 2 Milchkontrollringen -- die ich gründete und denen ich vorstand, der dritbeste und ohne Kraftfutter war, wogegen ähnliche Betriebe Kleie und Sojaschrot z. T. waggonweise zukauften, um der damaligen Milchprämie nicht verlustig zu gehen. In der letzten Zeit wurde nicht nur die wertvolle Luzerne, sondern jeder Grabenrand geräutert. Ebenso hatte ich durch die Dung- und Jauchepflege jetzt folgende Erträge: Rübensamen pro vha. 12-18 Ztr.,m Getreite 12-22 Ztr. Futterrüben selten unter 400 Ztr. Kartoffeln bis zu 160 Ztr. pro vha. usw. 
22        Trotzdem ich zuletzt über 50 Stück Vieh hatte, brauchte ich selten mehr als 12 vha. Rüben, ausser den jetzt mehr anfallenden Schnitzeln und Silofuttere aus Zuckerrübenblatt. Also 10 vha Land eingespart und mehr Milch und Vieh. Die Hackarbeiten konnten immer bald eingestellt werden, da das Unkraut durch den Rübenblätterwald nicht mehr hoch konnte. 
23         Ende 1939 wurde ich durch den Schwiegersohn des Chefs von der Verwalterstelle befreit und konnte mich nun meiner Pachtwirtschaft voll und ganz widmen. Dort hinterliess ich eine Dreifelderwirtschaft und hier hatte ich ausser 30 vha Luzerne und ca. 50 vha Weide eine Zweifelderwirtschaft und ich muss sagen, der Not gehorchend; denn es wurde zuletzt immer mehr und mehr vom Bauern verlangt. 
24  Meine Anfangserträge waren hier 1936 noch finsterer (3 Ztr. Gerste pro vha, 6 Ztr. Roggen und 30 Ztr. Kartoffeln usw.), aber dank der Erfahrungen vom Verwaltungsbetrieb her hatte ich 1944 pro vha: 18 Zrt. Rübensamen, 180 Ztr. Kartoffeln, und Getreide 14-16 Ztr. auf 3. bis 6. Bodenklasse. Mit Gemüse fing ich 1944 an und war sehr erstaunt, dass mir das Frühgemüse, vor allem Kohlrabi pro vha 1800.-- RM einbrachte und man kann hinterher noch sehr gut ein Grünfutter, oder bei nochmaliger Düngung mit Jauche oder Handelsdünger, noch Spätgemüse nachbauen und somit für die Volksernärung gut sorgen. 
25  Und wenn man in diesem Falle den geldlichen Unterschied zwischen Gemüse und Getreide errechnet, wo auf diesem Boden etwa 15 Ztr. Weizen zu erwarten gewesen wären a 12.-- RM, dann hätte ich vom Getreide 180.- RM eingenommen, ausser dem Stroh. Also hatte ich vom Gemüse die zehnfache Einnahme und konnte noch ein wertvolles Grünfutter zur Heugewinnung oder Silofutter ernten. 
26         Also man sieht, auch auf kleiner Fläche kann man gut leben, wenn der Boden in Kraft steht und die richtige Behandlung da ist. Solange der nötige Handelsdünger noch fehlt, empfehle ich ausser der richtige Stapelmistpflege auch heden geringsten Jaucheanfall aufzufgangen, und zwar, solange eine Jauchegrube noch fejlt, diese mit loser Erde, am besten mit Torfmull, gleich im Stall aufzufangen und dem Stapelmist beizumengen; schon weil ein Jauchefass noch überall fehlen wird. Die zweite Notwendigheit wäre der Anbau von Luzerne, die das wertvollste und meiste Rauhfutter liefert und hierdurch das Kraftfutter zur Milchgewinnung für die Volksernährung als Nährmittel Verwendung finden kann. 
27        Als Kraftfutterersatz kann ich die Luzerne aber auch nur dann ansprechen, wenn sie rechtzeitig gemäht und auch rechtzeitig geräutert worden ist, denn erst dann behält sie den vollen Futterwert; nicht aber so, wie man die Heugewinnung hier vom Lager aus beobachten kann. Denn ein zu spät gemähtes und von der Sonne ausgebleichtes Heugras hat nicht viel mehr Futterwert, als ein gut geerntetes Sommer- oder Hülsenfruchtstroh. Reuterstangen habe ich mir auf die Art selbs verschaft, indem ich die Köpfweiden nach dem ersten Jahr sozusagen durchforstete; indem ich alle wertlosen und schwachen Reiser entfernte und nun dic noch wenigeren und besten mir schon im dritten jahre die schönsten Reuterstangen lieferten, die sich bei Überlastung wohl bogen, aber nicht gleich brachen, wie die aus der Forst gekauften, meist kranken Durchforstungsstangen. 
28  Dass man gerade nur noch die Halbzucher- bezw. Gehaltsrübe anbauen sollte, dürfte wohl kaumn zu erwähnen notwendig sein, wenn man bedenkt, dass bei intensivster Düngung und Pflege auf einem Acker, wo man sonst 10 Ztr. Hafer erntet, bestimmt auch 300 Ztr Gehaltsrüben herunterfahren wird, und wenn man weiter bedenkt, dass ca. 5 Ztr. dieser Rüben denselben Futterwert haben, als 1 Ztr. Hafer, dann hat man schon die einfachste Lösung des Rätsels, dass man beim Anbau von Gemüse oder aber auch Hackfrucht 6 x soviel Kalorien, oder in diesem Falle Futterwert für Milchvieh, Schweine und Pferde ernten kann. 
29  Wiederum durch genügend und wertvolles Rauhfutter kann man für die Volksernährung mehr Vieh halten und der Mistanfall wird dadurch ständig erhöht, sodass man bis zu 40 % der Ackerfläche zum Hackfrucht- bezw. Gemüsebau benutzen kann. Wo man nu Luzerne an Stelle von Klee schon anbauen kann, wird man den Klee -- wie ich es auch erfolgreich tat, trotzdem in jede Halmfrucht als Stoppelklee einsäen, wo nach der Stoppelweide der folgenden Hackfrucht noch ca. 1 Ztr., Stickstoffwert im Boden verbleibt. 
30  Und wenn man beim einstweiligen Viehmangel den Stoppelklee nicht gerade als Futter braucht, ist es auch keine Sünde, wenn man den ganzen Stoppelklee als Gründung unterpflügt, um dadurch schneller den Acker in Kraft zu bringen und zur Zweifelderwirtschaft oder mindestens bis zu 40% Hackfruchtbau zu gelangen. Ich sehe es nicht ein, dass eine Zweifelderwirtschaft für ständig nicht gehen sollte, wenn dem Boden bezw. der Pflanze die notwendige Kraftstoffe laufend zugeführt werden, wie wir es doch bei einem Gärtnereibetrieb schon als selbstverständlich finden und wir es bei den ständigen Kartoffelgärten unserer Instfamilien gesehen haben. 
31  Und wenn nach diesen Vorschlägen gehandelt wird, wenn auch nur der grösste Teil der deutschen Landwirtschaft arbeitet, so glaube ich, dass wir Bauern dann recht bald nicht nur die Mittel zur Anschaffung eines, wenn auch nur kleinen, aber dafür umso gemütlicheren Heimes für uns schaffen, sondern vor allem einen recht erheblichen Beitrag für die Volksernährung, besonders unserer Brüder und Schwestern in der Stadt liefern. 
E. Reich,
Flüchtlingslager, Fliegerhorst-Röntved,
Frederikshavn, Baracke 2b. 28. 
32  Die Heimkehrer aus den Osten
          Den Bericht in Ihrer letzten Nr. 34 "Heimkehrer aus Russland" möchte ich doch stark bezweifeln, dass er der Wahrheit entspricht. Sie schreiben da, "Vergnügt plaudern sie mit russischen Soldaten, gut genährt stehen sie in ihren fast neuen Uniformstücken da" und "es kam häufig vor, dass wir unsere Lebensmittelrationen auf dem Transport nicht geschafft hatten" sowie, "die fette Speckschicht" die die Ärztin festgestellt hat. 
33       Demgegenüber möchte ich Ihnen folgendes vorhalten: 
           Vor mir liegt ein Ausschnitt einer Hamburger Zeitung vom 15. 8. 1946 mit der gleichen Überschrift "Heimkehrer aus Russland". Darin heisst es: 1200 deutsche Kriegsgefangene aus der Sowjet-Union, darunter 25 Hamburger, trafen im Flüchtlingslager Friedland bei Göttingen ein. Diese ehemaligen deutschen Soldaten sind wegen Arbeitsunfähigkeit aus der sowjetischen Gefangenschaft nach Deutschland geschickt worden. Der grösste Teil von ihnen leidet an Mangelkrankheiten. Diese Männer, zwischen 18 - 66 Jaren, haben in der Sowjet-Union schwere Arbeit verrichtet, der sie auf die Dauer nicht gewachsen waren. 
34  Mit Lastwagen und Omnibussen wurden die ehemaligen Kriegsgefangenen, die einen erbarmungswürdigen Eindruck machten und nur die allergeringste Habe mit sich führten, in das Lager gebracht. Als die ehemaligen Kriegsgefangenen, elend und zerlumpt, in alten Uniformen, mit geschnorem Haar und zum grössten Teil an Stöcken hinkend, den Schlagbaum zur britischen Zone hinter sich hatten, war kaum einer unter ihnen, der nicht aus tiefstem Herzen: "Gott sei Dank" sagte. 
35       Soweit der Hamburger Bericht.
          Ich habe zwei Söhne im Osten "vermisst". Vielleicht sind sie in Gefangenschaft und selbstverständlich habe ich, sowie alle Flüchtlinge, Interesse, die Wahrheit über die Behandlung der Kriegsgefangenen in der Sowjet-Union zu erfahren. 
        Wer lügt denn hier nun? Sie oder das Hamburger Blatt?
36       Jedenfalls wird heute genau so gelogen, wie früher auch. Die "Deutsche Nachrichten" sind mir zu bloschwistenfreundlich eingestellt, um an die gutgehährten Kriegsgefangenen zu glauben. 
37       Davon zeigt auch ihr Bild "Kind und Bombenkrieg" in Ihrer nr. 34. Es stellt ein Bolschewistenkind dar, dass von einem deutschen Flugzeug durch eine Bombe vernichtet wird. Darauf deutet doch der Sowjetstern auf dem Eimer. Ich glaube nicht, dass dasselbe Bild, nur umgekehrt, die Sowjetblätter ihrem Volke vorgesetzt hätten. Mit uns Flüchtlingen kann man es ja machen, dafür bekommen wir das Blatt auch umsonst.
38         Das Wort ist frei. Bitte um Äusserung betreffs der Gefangenenbehandlung. 
Eduard Hoscheck
Annebergvej 51, Flüchtlingskrankenhaus Abt I. Aalborg. 
39  Sehr geehrter Herr Jochen Spatz!
        In der letzten Nummer Ihrer Zeitschrift "Deutsch Nachrichten" war zu lesen, kernige, braungebrannte, wohlgenährte, mit einer Speckschicht versehene, herrlich aussehende deutsche Kriegsgefangene sind aus Russland zurückgekehrt. Im Londoner Rundfunk und im Hamburger Rundcunk was zu hören: Deutsche Kriegsgefangene kehrten in einem sehr schlechten und zerlumpten Zustand aus Russland nach der britischen Zone zurück. 
40  In den Briefen an Angehörige war zu lesen. Wir brauchen nichts über die Behandlung in unserer Kriegsgefangenschaft in Russland auszusagen, unser körperlicher Zustand sagt alles. In der Zeitung "Schweizer Allgemeine", Ausgabe Juli 1946, war zu lesen: Italienische Kriegsgefangene kehren aus russischer Gefangenschaft zurück. Auf den Zügen hatten sie folgende Aufschriften angebracht: "Kommunismus bedeutet Hunger, Sklaverei, Polizei, Terror" und eine andere sagte "Nieder mit dem Kommunismus, er ist der Untergang des freien Menschen". 
41  Als eine kommunistische Abordnung in Neapel diese Kriegsgefangenen mit Musik empfangen wollte, wurde sie von den Kriegsgefangenen, die wutenbrannt waren, mit Knüppeln in die Flucht geschlagen. 
42       Nun, sehr geehrter Herr Spatz, wie hängt das alles zusammen? Diese Zeitung ist in der Welt als neutral und zuverlässig bekannt. Das sind Aussagen, die sich in jeder Hinsicht gegenüber stehen. Wem soll man glauben? Ich wäre Ihnen für Ihre Antwort, die aber bitte präzis sein soll, sehr dankbar. 
43       Ferner, sehr geehrter Herr Spatz, stand in der letzten Ausgabe Ihrer Zeitung zu lesen: Das nazifreundliche Argentinien hat endlich dem amerikanischen Druck nachgegeben, um die ehemaligen Nazisten usw., ebenso das deutsche Eigentum auszuscheiden, respektive in die staatliche Verwaltung zu übernehmen. Darauf muss ich Ihnen folgendes antworten: In der "Schweizer Allgemeine" war im Juli 1946 zu lesen "Um die Gunst Argentiniens", Russische Handelsdelegation ist in Argentinien und versucht, mit diesem Land einen Handelsvertrag abzuschliessen. 
44  Sofortiges Nachlassen der Propaganda gegen Peron. Freundliche Einstellung sämtlicher linksgerichteten Parteien gegenüber Peron in Südamerika. Die russische Handelsdelegation wurde mit folgenden Worten abgewiesen, nachdem die U. S. A. versucht hat, mit Argentinien in Handelsbeziehung zu treten. 
45  Diese Antwort entnehme ich aus der "Time" vom 26.8., Peron antwortet: 
1. Vor allen Dingen bin ich ein Argentinier,
2. bin ich ein Amerikaner und
3. besitzen die Amerikaner die Atombombe.
46        Damit waren die Aussichten Russlands auf einen Handelsvertrag mit Argentiniem erloschen. U. S. A. schloss einen Handelsvertrag mit Argentinien ab. U. S. A. bekam Lebensmittel und Argentinien erhielt Waffen. Das hatte folgende Auswirkungen: sofortiger Abbruch der von Amerika und dem amerikanischen Gesandten in Argentinien geleiteten Propaganda gegen Peron. Abbrerufung des argentinischen Gesandten in U. S. A. auf Antrag des amerikanischen Aussenministeriums, der in U. S. A. eine gegen sein Regime gerichtete Propaganda vertrat.
47        Nun, Herr Spatz, wo bleibt der Druck der U. S. A. auf Argentinien?
gez. Georg Drossel, Aalborg. 
48  An die Herren Eduard Hoscheck und Georg Drossel, Aalborg.
        Herr Hoscheck zitiert eine Hamburger Zeitung. Das ist sein gutes Recht. Unseren Bericht über die Heimkehrer aus Russland haben wir einer Berliner Zeitung entnommen. Das ist unser gutes Recht.
49      Ihre Frage, weer denn nun ælüge, ist abwegig. Kennen Sie nicht die alte deutsche Richterweisheit: "Eines Mannes Rede ist keines Mannes Rede, man muss sie hören alle Beede"? Wahrscheinlich hat Ihr Hamburger Blatt ebenso die Wahrheit gesagt, wie unser Berliner: es kommen sowohl gesunde als auch kranke Kriegsgefangene aus dem Osten. Dabei will ich einräumen, dass ich glaube, vorläufig kommen weit mehr Kranke und Arbeitsuntaugliche als Gesunde. 
50         Den "Deutschen Nachrichten" liegt es fern, absichtlich Falschmeldungen zu verbreiten oder falsche Eindrücke zu vermitteln. 
       Beweis: Herr Hoscheck kommt mit seinem Wissen in unseren Spalten zu Worte, obgleich er uns nicht dazu zwingen könnte, seinen Brief zu veröffentlichen. 
51         Eines ist an diesem Brief verstimmend. Das ist die üble Bolschewistenriecherei, der Sie, Herr Hoscheck, sich schuldig machen. Ein Bolschewistenkind! Also doch sicherlich trotz allem ein Menschenkind! Oder nicht? Ich will Ihnen mal was sagen. Für die Veröffentlichung des Bildes "Kind und Bombenkrieg" bin ich verantwortlich. Mir ist überhaupt nicht aufgefallen, dass der Spieleimer des Kindes mit einem Stern verziert ist. Ich sah nur das Ergreifende und Erschütternde in dem Vorgang, der ein schuldlos spielendes kind sinnlos und grausam auslöscht. 
52  Und dass diueser Stern nun gar ein Sowjetstern sein soll, nur weil er fünf Zacken zeigt, will schon garnicht in meinen Kopf. Aber es gibt eben Leute, denen ergeht es aus gewissen inneren Gründen wie dem Mephisto in Goethes Faust: "Dies Pentagramma macht mir Pein ...?
53         Verstehen Sie mich? In Ihren Schlussfolgerungen hätten Sie von mir aus gern noch ein Stück weiter gehen dürfen: Sie bekommen die "Deutschen Nachrichten" nicht nur umsonst, sondern dürfen sich sogar in jeder Beziehung kostenlos in den Spalten dieser Zeitung tummeln. Darum halten Sie wahrscheinlich nichts von der Demokratie. 
54        Ihnen, sehr geehrter Herr Drossel, habe ich in der Hauptsache vorstehend mit geantwortet, soweit meine Antwort den sachlichen Teil des Briefes von Hern Hoscheck berührt. 
55       Auf die Parolen der italienischen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion will ich nicht eingehen, da Ich mich weder zu jenen Gläubigen zähle, denen die Augen vor Verzückung tränen, sobald sie nur den Namen dieser östlichen Grossmacht hören, noch zu jenen, die aus dem gleichen Anlass in panischen Abscheu und Hass geraten. 
56      Das Los der Kriegsgefangenen ist hart, besonders in Ländern mit rauhen Sitten. Nur ein Narr könnte auf den Gedanken kommen, achselzuckend darüber hinwegzugehen. Lesen Sie bitte unsern Bericht auf Seite 3 der heutigen Ausgabe. Dort werden Sie vieles bestätigt finden. 
57      Am härtesten leiden immer die Kriegsgefangenen unterlegener Staaten, jetzt also unsere Brüder. Wir stehen ohnmächtig dabei und können nichts tun, als ihnen aus tiefern Herzen zu wünschen, ohne dauernden Schaden zu nehmen udn mögen bald heim dürfen, damit sie in unseren Reihen am friedlichen Aufbau der Heimat mitraten und mitarbeiten können.
58        Was Sie über Argentinien schreiben, steht nicht im Widerspruch zu unserer Meldung. Haben Sie nie etwas davon gehört, dass erstens Atombomben und zweitens Handelsverträge beliebte Druckmittel im Verkehr der nationen untereinander sind?
Jochen Spatz
59  Wer soll die Kriegsfolgen tragen? 
Schriftleitung "Deutsche Nachrichten". 
Abteilung "Jochen Spatz". 
Ist das "Demokratie" von heute,
Dass all wir armen Flüchtlingsleute
Rechtlos zur Heimat kehren sollen?
Und andre schöpfen aus dem vollen,
Nicht oder wenig nur durch Krieg geschädigt!
So ist die Sache nicht erledigt.
Das ist kein Trost, Herr Jochen Spatz;
Ein solcher "Trost" ist fur die Katz'.
60  Viele sehn den Flüchtlings-Volksgenossen
Als lästig an und tun verdrossen,
Soll'n sie ihm Unterkunft gewähren. 
Sie wär'n zunächst mal zu belehren,
Was es doch heisst, Flüchtling zu sein,
Was wir an Schrecken, Not und Pein
Schon durchgemacht. Gastfreundlichkeit
Verlangen wir zu jeder Zeit.
Man strafe den, der hierin fehlt,
Mit Flüchtlingen herumkrakehlt
Und kein Entgegenkommen zeigt.
Ihm sei die Meinung erst gegeigt
Von höherem Ort, wie sich's gehört,
Er sei der Höflichkeit belehrt. 
61  Schon in der Bibel steht geschrieben:
Dass du sollst deinen Nächsten lieben.
Wer zween Röcke nennt sein eigen,
Der soll dem andern Wohltat zeigen,
Der keinen hat, ihm einen geben.
So sollt' es sein im Flüchtlingsleben.
Wir wollen auch nicht betteln gehn.
Nein! Höheren Orts soll es geschehn:
Befehl -- ich komme jetzt zum Schluss -- 
Wer hat, dem andern geben muss!
Mit dieser Ansicht steh' ich nicht allein;
Es wird gewiss die Meinung vieler sein.
In der Rubrik "Das Wort ist frei!"
Ihr drum ein Plätzchen angewiesen sei!
Hans Gotzkowsky
Flüchtlingslager Jegstrup, Skive.
62  Da Ihr Poem sehr wichtige Dinge berührt, veröffentlichen wie se, obgleich nicht recht erfindlich ist, wieso Sie darin gegen die "D. N." und Jochen Spatz polemisieren. Wann und wo haben wir uns denn dafür eingesetzt, dass die Flüchtlinge rechtlos nach Deutschland zurückkehren sollen? 
63        Alle Mitglieder unser Schriftleitung sind darin einig, dass Deutschlands heutige Not nur durch einen rücksichtslosen Lastenausgleich getragen und überwunden werden kann. Wenn diese innerdeutschen Fragen bisher in unsere Spalten nur gelegentlich in Erscheinung getreten sind, so deshalb, weil wir ja alle hier vorläufig noch an der Peripherie sitzen und uns aus technischen Gründen nicht an dem lebhaften Meinungsaustauch in Deutschland beteiligen können.  
64  Wir sind aber gern bereit, gerade die Frage des Lastenausgleichs und der Einfügung der Ostflüchtlinge und Ausgebombten zur Debatte zu stellen. In einer der allernächsten Nummern werden wir eine grosse, sachlich neutrale Übersiche über die Stellung der deutschen Parteien veröffentlichen. Dort werden Sie sehr viel Wissenswertes finden. Und wenn unsere Landsleute in den Flüchtlingslagern Stellung zu diesen Bericht nehmen wollen, dann bitte! Die Spalten der "D. N." stehen jedem offen.
65        Nur soviel möchte ich Ihnen heute schon sagen: Mit "Befehlen Höheres Ortes" ist nichts getan. Davon haben wir in der Vergangenheit schon genügend Versager gehabt. Doch wahrscheinlich meinen Sie: dem Volksganzen beschlossene und gültig gemachte Gesetze, Beschlüsse, an deren Zustandekommen die Flüchtlinge und die Ausgebombten genau so gleichberechtigt beteiligt sind, wie alle anderen Deutschen. Falls Sie es so meinen, sind wir einig.
Jochen Spatz.
66  Wo sind die Schuldigen? 
An Jochen Spatz!
      Zum Schreiben von Heinrich Schmidt, Hamburg 13 in Nr. 30 der "Deutschen Nachrichten": Das Wort ist frei! Wo sind die schuldigen? schreibt er unter anderem: Seien wir doch ehrlich. Also grundsätzlich wollen wir uns mitschuldig an dem Unglück Deutschlands fühlen, mit Ausnahme derer, die im KZ Leben und Gesundheit opferten. (46-30#43
67        Wenn man sowas liest, steigt Unsereinem doch der Groll hoch. Wenn er solches schreibt, so muss er wohl nazistisch eingestellt gewesen sein und versucht, gegen ehrliche Antifaschisten zu hetzen, indem er alle auf eine Stufe stellt und den Anschein zu erwecken sucht, dass kein anderer von uns berechtigt ist, über die Nazis etwas zu sagen und anders bewertet werden darf. Oder denkt er wirklich es sind alle andern schuldig? Ich frage: Wenn wir den Kampf gegen den Faschismus fortsetzen, solange es möglich war (war Mitglied einer antifaschistischen Partei) und wenn zuletzt auch nur noch einige waren, die öffentlich treu blieben. 
68  Habe meine Einstellung gegen den Faschismus bis jetzt nicht geändert, auf dem Wege zum KZ war ich auch. Man hat müssen allerhand Nackenschläge einstecken. Habe mich auch nachher immer dem Faschismus entgegengestellt. Aber, soweit gehen, dass man den Kopf hingab, das wäre eine Dummheit gewesen. Darüber ist ja schon genug geschrieben worden, und hätte bei der verblendeten Masse wohl das Gegenteil erzeugt. 
69         Was man seiner Meinung nach hätte tun sollen? Ich hoffe im Sinne auch anderer ehrlicher Antifaschisten zu schreiben. 
70        Wir wollen uns grundsätzlich nicht mitschuldig am Unglück Deutschlands fühlen und uns nicht zwischen die Schuldigen stellen lassen. Schuldige, die in Frage kommen, sind ja genug bezeichnet worden. 
Erich Semmling, 
Aalborg, Flüchtlingslager 49-09
71  Eine Million Hektar Ackerland 
Hamburg. Rund eine Million Hektar Ackerland, aus dem man 850 000 Tonnen Getreide erzielen würde, könnte in der britischen Zone durch Moor- und Heidekultivierung gewonnen werden, stellte der bekannte Moorspezialist, Professor Brüne (Bremen), auf einer Tagung der Landwirtschaftswissenschaft fest, die den Räumen des Zentralamts für Ernährung und Landwirtschaft in Hamburg
72  Gegen die Nazispiesser 
  Brønderslev, den 28. 7. 1946.
Bericht für die Deutschen Nachrichten.
     Werter Kollege Spatz!
     Muss auch einmal ein paar Zeilen an Dich schreiben, denn Du wirst und kannst es verstehen, wir schwer es uns ist, als Antinazisten in den Lagern zu arbeiten. Heute wollen diese Herren und Damen keine Nazisten gewesen sein, sie sind überhaupt garnichts gewesen. Es ist doch komisch, wie diesse Kriegsverbrecher 1933 an die Macht gekommen sind. 
73  Bin von 1925 Mitglied der Kommunistischen Partei und habe den Kampf gegen den Kapitalismus und Spiessbürgertum geführt. Ich stamme aus Pr. Holland (Ostpr.). Als im Jahre 1928 die Ortsgruppe dieser Hitlerbande gegründet wurde, haben wir sofort den gemeinsamen Kampf mit den sozialdemokratischen Arbeitern gegen diese Kriegsverbrecher aufgenommen. 
74  Es waren doch die Spiessbürger und Bauern, die diesen Maulwürfen und Raben in die Finger fielen. Wir marschierten geschlossen durch die Strassen und die Sprechchöre schrien: "Nieder mit Hitler, der Nazismus bedeutet Krieg". Als diese Mordbrenner 1933 an die Macht kamen, da wurde das Programm in die Tat umgesetzt. Die Funktionäre der K. P. D. wurden verhaftet, sie wurden zu Tode gefoltert und hingerichtet. Genossen Walter Schütz, Königsberg (Pr.), Mitglied des Reichstages, wurden mit der Kneifzange die Fingernägel abgerissen, Genosse Kasper wurde hingerichtet, die anderen wurden in den K. Z.-Lagern gefoltert und verbrannt. 
75  Juden wurden verfolgt, enteignet und in die K. Z.-Lager gebracht, unschuldige Arbeiter wurden sterilisiert. Von all diesen Geschehnissen wollen diese Kreaturen, die heute in den Lagern hier in Dänemark sitzen, nichts wissen, sie wollen auch nicht wissen, dass heute Deutschland ein Trümmerhaufen ist. Sie sind unschuldig, sie sind die reinen Engel an den Geschehnissen. Aber ich weiss, wenn sie keine Nazisten sein wollen, dann sind es soch dieselben Spiessbürger und Bauern, die von 1918-1933 gegen die SPD und KPD gearbeitet haben. 
76  Sie haben damals die Demokratie mit Füssen getreten und sie versuchen es auch heute noch, oh, diese Geier, es wird ihnen nicht mehr gelingen. Der Nürnberger Prozess hat es bewiesen, was sie auf ihrem Konto haben. Den Beweis haben wir doch sogar im Lager Brønderslev, als am 26. 7. 1946 die Wahl eines Vertrauensmannes stattfand. Von über 500 Wahlberechtigten haben 61 Prozent gewählt. 64 Antinazisten 2o ungültige Stimmen. Was waren denn die anderen Engel, die mit der Propaganda gingen, den Arbeiter der nicht lesen und schreiben kann, sollen wir als Vertrauensmann wählen? 
77  Oh, ihr Gelbsüchtigen, wir als Demokraten und Antinazisten sind den Kampf gewöhnt und unser kampf wird auch noch weiter gehen, so dass wir diejenigen, die noch unparteiisch sind und in euren Rabenkrallen sitzen überzeugen, dass sie sich von euch lossagen und den Kampf mit einer ehrlichen Demokratie und Sozialismus aufnehmen. 
78  Sind wir auch noch so wenig, wir lassen uns als ehrliche Arbeiter und Antinazisten nicht mehr von solcher Meute regieren, die daran schuldig sind, dass Deutschland ein Trümmerhaufen ist. Nun an die Arbeit ihr Antinazisten, helft uns dieses braune Mordgesindel zu bekämpfen, mit der Losung.
79  Brüder in eins nun die Hände,
Brüder das Sterben verlacht,
Evig der Sklav'rei ein Ende,
Heilig die letzte Schlacht.
Mit demokratischen Gruss
Emil Schwarz, 
Flüchtlingslager Brønderslev.